Pluto ist heute Nacht um 1:57 Uhr ein letztes Mal in den Steinbock zurückgekehrt. Er ist nicht nur verantwortlich für die energetische Qualität eines Zeitabschnitts, sondern in Pluto liegen Absicht, Motivation, Wandel, die Essenz unseres Daseins und die Kraft, die uns ins Leben gebracht hat. Pluto ist aus Sicht der Evolutionären Astrologie derjenige, der die Stimmung, die Einfärbung, das kollektive Thema ins Zentrum stellt: das, worum es im Hinblick auf Entwicklung geht.
Pluto war schon zwei Mal auf Kurzbesuch im Wassermann und wird am 19. November für die nächsten 20 Jahre in dieses zukunftsträchtige Zeichen wechseln. Es wird 230 Jahre dauern, bis Pluto seine nächste Steinbock-Passage antritt. Und das ist auch gut so, denn Pluto Steinbock hat uns seit 2008 ganz schön drangsaliert. Wie bei vielen archetypischen Themen in der Astrologie gibt es eine Spannweite von erlöst bis maximal unerlöst. Diese gilt für jedes Lebensgesetz, das durch den Tierkreis und die Planeten repräsentiert wird. Außerdem gibt es Zeichen, in denen binäre Kräfte liegen. Pluto steht zum einen für Wandel, Metamorphose und Entwicklung im feinstofflichen Sinn, zum anderen steht er auch für Widerstand und Festhalten. Er gehört zum Skorpion, das ist ein fixes Zeichen. Deswegen bauen sich dort, wo Pluto sich aufhält, enorme Kräfte auf. Letztendlich ist die Kraft des Wandels die stärkere.
Im persönlichen Horoskop steht Pluto für die Seele, die Essenz unseres Daseins. Aus Plutos Sicht ist alles der Entwicklung unseres seelisch-emotionalen Bewusstseins untergeordnet. Geraten wir in unangenehme Lebenslagen und erleben Verrat, Ohnmacht oder Schmerz, so ist das nach Pluto-Maß- stäben nicht weiter schlimm, denn es dient unserer Entwicklung. Diese Ebene ist gemeint, wenn wir von der Essenz eines Zeitgeistes in einer bestimmten Epoche sprechen – der tiefste Punkt, um den es eigentlich geht. Alles andere arbeitet dem zu.
Kardinale Häufung
Steinbock ist ein kardinales Zeichen und damit in einem Prozess des ständigen Werdens: Streben, streben, niemals haben. Widder, Waage, Krebs und Steinbock sind alle kardinal. Bis Ende Januar 2025 läuft die Achse der Mondknoten durch Widder und Waage. Venus ist seit dem 29. August in der Waage, dort trifft sie als Herrscher am 4. September auf den Südknoten. Am gleichen Tag läuft der Nordknotenherrscher Mars in den Krebs.
Der Südknoten bringt alle Waage-Themen, die erlöst werden wollen, an die Oberfläche. Venus selbst hat sowohl eine Stier-Seite als auch eine Waage-Seite. Im kardinalen Kreuz gibt es prinzipiell die Paradoxie. Die Wahlen in Thüringen und Sachsen schlugen am Wochenende hohe Wellen und in der Nacht auf den Montag wechselte Pluto das Zeichen, es war spannend. Die Knotenachse und ihre Herrscher arbeiten auf der gegenständlichen und lebendigen Ebene immer dem Pluto zu, der das Thema vorgibt. Der Südknoten in der Waage befördert dabei alle Abhängigkeiten und Verstrickun- gen nach oben. Der Nordknoten im Widder ist – zusammen mit Mars – derjenige, auf den wir alle lösungsorientiert fokussiert sind. Wenn man den Waage-Abhängigkeiten entkommen möchte, ist es naheliegend, dass man den mutigen und kraftvollen Mars nutzt. Er ist der Repräsentant des Neu- anfangs und der Trennung vom Alten, das nicht mehr passt.
Mit Blick auf das Hauen und Stechen bei den „Ost-Wahlen“ kommt einem die alte Volksweisheit „wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte“ in den Sinn. Und das Dritte ist – Waage! Wir nähern uns jetzt in konzentrischen Kreisen dem Waage-Wahnsinn: Waage strebt als kardinales Zeichen nach Ausgleich und Harmonie. Dabei wird gern übersehen, dass sie grundsätzlich zwei Extreme ausloten muss, um die goldene Mitte zu finden. Die Waage ist also mit Pendelschlägen – von einem Extrem zum anderen – unterwegs. Die kardinale Qualität strebt, kann aber nicht etablieren. Das können erst die fixen Zeichen (Stier, Skorpion, Löwe, Wassermann).
Waage ist das Sinnbild dafür, dass alles in der Welt miteinander in Beziehung steht. Sie umfasst unsere Beziehung zur Welt, zu allem, was uns im Außen umgibt oder begegnet. Wir wollen vom Außen lernen und im Kardinalen gelingt das am besten durch Wiederholung. In Beziehungen braucht es ein drittes Element, sonst findet keine wahre Begegnung statt. Ganz archaisch ist das Vater-Mutter-Kind. In all unseren Beziehungen brauchen wir etwas, das uns verbindet, ein gemein- sames Interesse oder ein Projekt.
Das Dritte gibt es auch in der unerlösten Variante, dann entsteht Konkurrenz, der eine sticht den anderen aus. Im Zusammenhang mit den Wahlen ist etwas Drittes installiert worden, das Bündnis Sarah Wagenknecht. Es schafft einen Kontrapunkt zur polarisierten Parteienlandschaft der zwei Lager. Das Dritte hat wesentlich dazu beigetragen, dass in der bestehenden Gemengelage gegensätzlicher Werte (Venus) eine wirkliche Entscheidung verhindert wurde. Das BSW versammelt – zumindest programmatisch – das Beste aus zwei Welten und zeichnet sich durch kluges, strategisches Vorgehen aus. Lauter Waage-Qualitäten!
Es gibt keinen Gewinner bei der Waage. Statt mit absolutem Einsatz und Präsenz (Mars) ein klares Ergebnis zu erringen und Fakten zu schaffen, findet sich die Politik in einer Gemengelage wieder, in der beiden Lagern entscheidende Prozente fehlen, die das BSW ihnen abgenommen hat. Alle müssten nun mit allen reden, um eine handlungsfähige Koalition zu zimmern.
Zur Waage gehören Erwartungen und das Bedingungsvolle, z.B. „wenn ich die Erwartungen erfülle, dann gehöre ich dazu“. Die Grundbedingung der Wahl lautete: Es ist eine demokratische Wahl, d.h. wenn eine Partei die vorgeschriebenen Bedingungen für Landtagswahlen erfüllt, dann wird sie als Kandidat zugelassen. Im Verlauf des Wahlabends entwickelte sich in den Medien eine grandiose Paradoxie, die aus einem Teil der Stimmen „undemokratische Stimmen“ machte und damit Gewinner Nr. 2 aufs Siegertreppchen zu hieven versuchte – als „Wahlgewinner mit der höchsten Anzahl demokratischer Stimmen“. Das ist Wahnsinn pur: Venus und der Südknoten in der Waage. Man definiert eine Bedingung, schafft aber nachträglich – verlaufsbedingt – eine weitere Bedingung. Wann sind Wählerstimmen demokratisch, wann nicht? Nach der Grundbedingung können sie nicht undemokratisch sein, weil nur Parteien und Kandidaten zur Wahl stehen, die das demokratische Prüfprozedere überstanden haben. Ganz schön paradox!
In dieser Wirrnis schlägt Pluto Steinbock zu
Waage arbeitet im Hinblick auf ihre Bedingungen mit Pluto Steinbock zusammen: Regeln, Normen, Gesetze etc. sind im Steinbock verankert. Wenn diese Regeln in der Waage als Verhaltenskodex für die Gemeinschaft propagiert werden und jemand bricht sie oder schert aus, wird er verurteilt (Steinbock) und mit der Mars-Widder-Energie hinausgeworfen. Pluto Steinbock erhöht den Druck auf die Gemeinschaft: Man soll harmonisch-gefügig sein, sich brav an das Regelwerk halten und die vorge- schriebenen Werte vertreten. Sonst – Rauswurf! Das ist ein Merkmal von Wir-Gruppen.
Seit heute Nacht bauen sich diese Kräfte im Kollektiv auf. In gewisser Weise ist das unterhaltsam, denn es funktioniert alles nicht mehr. Pluto ist zum letzten Mal rückläufig im Steinbock und arbeitet das Unerledigte ab, es geht um Konsequenz. Der Herrscher von Pluto, Saturn, ist ebenfalls rückläufig und in den Fischen unterwegs. Er löst Formen und Strukturen des Pyramidalen auf, das Pluto im Wandlungsvisier hat, denn die Polarität (Steinbock) sagt, dass es nicht nur eine Macht auf der Welt geben kann. Wäre das so, würde diese eine Macht Gott spielen. Doch alles hier – auch Saturn – ist nur ein Teil der Schöpfung. In den Wochen bis zum 19. November wird diese Thematik aufgerollt, sie will gelöst werden. Der Auflösungszustand spielt sich auf der Achse Jungfrau-Fische ab und wir müssen uns darüber klar werden, was Realität ist – und was nicht. Alles wird einer Prüfung unterzogen und was nicht wahrhaftig ist und keinen Bestand in der Zukunft hat, löst sich auf. Saturn baut nicht auf Sand!
Was am Ende des Auflösungsprozesses übrig bleibt, ist die Realität.
Wir sind in diesem Prozess, weil alles wieder in die göttliche Ordnung (Fische) möchte, an seinen richtigen Platz. Das gilt auch für Saturn als formgebende Kraft in der materiellen Verdichtung. Zunächst wird vieles von Pluto eliminiert oder zur Konsequenz gebracht. So landen wir am Ende wieder bei dem, was wirklich ist, was Substanz hat. Im Persönlichen nehmen wir eine Feinjustierung vor, es ist wichtig, dass wir im Sinne der Selbstverantwortung klar und aufrecht sind, zu uns selbst stehen (Steinbock). Wir müssen uns Kompetenz geben, um zu neuen Zielsetzungen und Prioritäten zu gelangen. Außerdem wollen wir endlich raus aus dem Dschungel der Scheinrealität, Verdrehung und Verzerrung. Über den Auflösungsprozess werden wir geöffnet, was uns zunächst verunsichern kann, uns aber gleichzeitig für die Berührung von etwas Neuem empfänglich macht.
Die Konsequenzen werden kommen, denn Steinbock kann man nicht ausweichen. Sie sind notwendig, damit das Alte abgeschlossen werden und der Neuanfang loslegen kann. So gesehen, ist dieses Jahr ein außergewöhnliches.
Scheinbar ist es bequemer, wenn die anderen Schuld haben. Aber dann ist man Opfer, Spielball der Mächte, und hängt in der unerlösten Waage herum, wo Bedingungen und Verstrickungen drohen. Man brockt sich allerhand Unannehmlichkeiten ein, wenn man aus Angst, etwas falsch zu machen, die Selbstverantwortung ablehnt. Die Polarität von „richtig“ und „falsch“ gehört auch zum Steinbock, ebenso wie die soziale Konditionierung. Saturn Fische wirkt dekonditionierend, das heißt, der Auflösungsprozess will uns auch von andressierten Verhaltensweisen befreien.
Mars, der Lösungsherrscher, unterstützt das Lernen durch Erfahrung. Wir sind zum Handeln auf- gefordert, womit kein Aktionismus gemeint ist. Saturn bleibt bis zum 15. November rückläufig und begleitet damit fast den ganzen Steinbock-Besuch Plutos. Es gilt aus der inneren Kraft heraus zu handeln und dabei mutig und präsent zu sein – sich gerade machen. Wenn Mars am 4. September in den Krebs wechselt, sollen wir auch noch emotional mutig und gegenwärtig sein.
Was uns an Jupiter-Interpretationen mit Mars im Zwilling zuteil wurde, können wir als Auslaufmodell betrachten, auch wenn derzeit mit Merkur Löwe noch viel Bohei inszeniert wird. Der Versuch, alle im Pyramidalen zu versklaven, ist immer über Erklärungen (Zwilling) gelaufen. Dahinter stand die Kraft von Pluto Steinbock, die auf uns eingewirkt hat: „Wir erklären den Leuten das, was wir vorhaben, und alle werden machen, was wir sagen.“ Die gekaufte Wissenschaft und die Zweiheit des Zwillings – das Echte und der Doppelgänger – waren bei der Täuschung behilflich. Erklären lässt sich immer alles, auch der Waage-Wahnsinn. Mit Mars im Krebs können wir uns bis zum 4. November auf unsere emotionale Wahrheit und Authentizität stützen und das Gelärm hinter uns lassen.
Venus läuft am 4. September über den Südknoten. Das Überleben (Stier-Venus) der Gemeinschaft (Waage) wird thematisiert, die Bohei-Fraktion geht ins Extrem der Waage und setzt alles auf eine Karte mit der Erwartung „noch ein Coup und dann läuft das!“ In einem letzten Versuch, die eigene Existenz zu retten, werden andere benutzt.
Es liegt natürlich auch ein Finanzexzess in der Luft (Venus – Werte). Der DAX nimmt Anlauf auf die Marke von 19.000 Punkten, bis 18.970 ist er zwischenzeitlich schon vorgedrungen. Analysten blicken auf ihre zahlreichen Charts wie auf Fieberkurven und wittern ein nahendes Ende. Interessant ist der Vergleich mit „Fieberkurven“ aus dem Jahr 2008: Verschiedene Signale der damaligen großen Finanzkrise wirken im Vergleich zu den entsprechenden aktuellen Werten nahezu harmlos. Systemisch betrachtet wäre ein großer Finanzzusammenbruch die Auflösung der alten Säulen, bei der wir die Gelegenheit haben werden, mehr über die Dimension von Waage-Extremen zu lernen.
Wenn die Venus – im Quadrat zu Pluto – am 23. September in den Skorpion wechselt, werden wir das Ergebnis der Zockerei kennen. Mars ist dann im T-Quadrat zur Knotenachse und es gibt schon verschiedenste Warnungen, dass dieser Tag Weltuntergangs-Qualität hat. Es könnte der kardinale Schlussakkord sein für das Pyramidale in Plutos Wandlungsvisier.