Die Mondknotenachse ist seit 12. Juli in den Zeichen Widder und Waage unterwegs. Dort, wo die Knotenherrscher – Mars und Venus – sich aufhalten, spielt die Musik.
Im persönlichen Horoskop ist die Knotenachse besonders wichtig, weil wir die Lebensthemen daran festmachen. Worum es im Wesentlichen geht, teilt uns Pluto mit, der für die Seelenverlangen steht, für den Grund, der uns ins Leben gebracht hat. Gegenüber von Pluto liegt der Polaritätspunkt, der die Seelenabsicht repräsentiert. Dieser beschreibt den Entwicklungsschritt, den wir in diesem Leben vollziehen wollen. Der rote Faden unseres Seins!
Die Mondknotenachse bildet unseren Lebensweg ab und zeigt die Themen und Qualitäten, die Pluto, unsere Seele, braucht, um sich entwickeln zu können. In der Regel – wenn kein Planet in der Mitte der Knotenachse steht – beschreibt der Nordknoten, was wir zu lernen haben. In diesem Fall bringt der Südknoten Erfahrungen aus der Vergangenheit und frühkindliche Prägungen mit. Der Nordknoten sagt den nächsten Lernschritt an. Im Widder wäre das Freiheit, Unabhängigkeit, Selbstbestimmung, Kraft, Mut und Willensstärke. Allerdings steht Pluto im T-Quadrat – in der Mitte der Knotenachse – und damit ist seine Lösung der aus Pluto-Sicht linker Hand gelegene Südknoten in der Waage, der alle Themen einsammeln und integrieren will. Die Beratungspraxis zeigt, dass solche T-Quadrat-Konstellationen oft vorkommen.
Im Kollektiven steht Pluto für den evolutionären Impuls, für das, was es zu wandeln gilt. Der Südknoten in der Waage bleibt bis in den Januar 2024 hinein Lösungsknoten, ab Februar bewegt sich Pluto aus dieser Position hinaus. Im diesem Herbst ist die Waage die Lösung für Pluto Steinbock und die Befreiung des Widders.
Seit 2008 befassen wir uns mit Steinbock-Themen wie Selbstverantwortung, struktureller Wandel, Selbstautorisierung, Kompetenz erlangen, entscheidungsfähig werden im Hinblick auf Konsequenzen, d.h. lernen, die Folgen des eigenen Tuns auch im weiteren Zeitverlauf bewusst abzuwägen. Die Polarität des Zeichens Steinbock ist Krebs, die Entwicklung entfernt sich von dem pyramidalen, zentralistischen System des Globalen hin zum dezentralen Lokalen. Im Krebs geht es um Identität, kleine Gemeinschaften, emotionale Sicherheit, Authentizität. Der Wandel vollzieht sich quälend langsam (Steinbock), aber er will uns aus dem reinen Funktionieren in fremdbestimmten Zusammenhängen hinaus befördern, die uns zwingen, unsere emotionale Realität und unsere Befindlichkeit zu unterdrücken, wo wir nur noch in Regelwerken unterwegs sind und nach Vorgaben leisten müssen, aber nicht mit unserem wahren Sein beteiligt sind.
Pluto weist dort, wo er steht, auf das hin, was gelernt werden will. Wir haben seit 2008 eine völlige Überhöhung des Steinbock-Prinzips erlebt, alles wurde bis zum letzten Plastiktrinkhalm vermittels Normen und Vorschriften reguliert, die Bevormundung nimmt kein Ende. Steinbock ist durch und durch hierarchisch. Hier kommt nun der Lösungsknoten in der Waage zum Einsatz: Am Ende des langen Pluto-Steinbock-Prozesses werden uns die Extreme (Waage) der letzten 15 Jahre verdeutlicht.
Pluto wechselt am 21. Januar 2024 wieder in den Wassermann. Er gibt vom 1. September bis 19. November 2024 seine Abschiedsvorstellung im Steinbock und kehrt dann in das Zeichen Wassermann zurück, wo er die nächsten 20 Jahre verbringen wird. Das Hin und Her wird begleitet von der Mondknotenachse in Widder/Waage, die erst am 29. Januar 2025 auf Fische/Jungfrau wechselt.
Wie will die Waage den Widder befreien?
Waage ist für das Restjahr 2023 die Kraft, die uns weiterbringen will. Die Achse Widder/Waage steht für das emotionale Paradoxon, Freiheit und Unabhängigkeit versus Miteinander: „Ich will in jedem Moment machen können, was ich will, aber gleichzeitig auch Gemeinschaft und Feedback.“
Waage ist unsere Beziehung zur Welt, alles, was wir im Außen treffen. Waage will immer helfen, sie braucht das Gebrauchtwerden, sie neigt zu Abhängigkeiten und Bedingungsvollem, weil sie sich stark am Außen und an „den anderen“ orientiert. „Was denken die anderen?“ ist eine Waage- Kreation. Der Mars lässt die Anderen unbekümmert stehen und macht. Das bringt die nach Harmonie strebende Waage nicht fertig, sie will doch geliebt werden!
Dieser Harmonie-Zausel soll nun dem Widder helfen, die Aspekte der Pluto-Steinbock-Thematik
zu aktivieren, die uns in Richtung Zukunft voranbringen: Selbstverantwortung und -autorisierung, Haltung bewahren, Ziele setzen, priorisieren, positionieren. Kompetenzvermutung auf sich selbst anwenden und wichtige oder prinzipielle Dinge selbst entscheiden. Verantwortung für sich selbst übernehmen bedeutet sich ihrer Konsequenzen voll bewusst zu sein. Wenn es um uns selbst geht, können nur wir entscheiden, was das Richtige für uns ist. Es geht schief, wenn man sich ungeprüft an sogenannte Autoritäten (Steinbock) oder Experten (Zwilling) hält. Die Verantwortung für sich selbst kann man nicht delegieren (Waage).
Die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen geht einher mit dem Abschied von der Angst, etwas falsch zu machen und dem reflexartigen Schuldgefühl. Die Waage will durch Harmonie den Ausgleich schaffen, indem sie ein Drittes als Bezugspunkt findet, ein verbindendes Element, das die jeweilige Beziehung stärkt. In der Geopolitik wird uns das gerade vorgeführt: Die BRICS arbeiten an einer gemeinsamen Handelswährung (das Dritte), mit der Ungleichgewichte in der Handelsbilanz – im Geben und Nehmen – zwischen zwei Ländern kontinuierlich ausgeglichen werden.
Im Persönlichen begegnet uns das Dritte in jeder Freundschaft – man braucht immer etwas, das man teilt, ein Thema, das verbindet und beide Seiten begeistert. Darüber erfolgt der Austausch auf Augenhöhe, es wird eine wahre Begegnung. Die Waage möchte – wie wir letzten Monat gesehen haben – die Harmonie zur Schöpfung wiederherstellen, das letztendliche Gesetz will wieder berücksichtigt werden. So würde auch Pluto in die Polarität Krebs gelangen, denn im Krebs sollen wir uns um unsere wahre Bestimmung kümmern.
So wird es schon vorstellbarer, dass die Waage auf ihre Art, die Dinge durch den ergänzenden Ausgleich in Harmonie zu bringen, dem Pluto im Steinbock hilft, so dass wir uns wieder auf das fokussieren, was wirklich wichtig ist (Krebs) und wir gleichzeitig – im Sinne eines Neuanfangs – auch den Widder abholen.
Mars kommt der Abholung entgegen!
Kaum zu glauben, aber am 27. August lief Mars, der Widder-Herrscher, in die Waage. Was machen wir damit, wir sind doch ohnehin schon im kardinalen Kreuz unterwegs? Und jetzt ist auch noch der Herrscher des einen zu Besuch beim anderen? Ball paradox. Das Tänzchen dreht sich in zwei Richtungen: in die erlöste und kollektiv erst mal in die unerlöste. Letztere führt zum rückläufigen Pluto Steinbock, wir wiederholen. Zur Waage gehört die Venus, die gerade (4. September) direktläufig geworden ist und im Löwen einige Inszenierungen veranstaltet.
Steinbock ist das Gesetz, Waage ist die Bedingung im konditionalen Sinn: Wenn du deinen Teller leer isst, dann scheint die Sonne. Auf höherer Ebene heißt das Diplomatie, da jongliert die Waage Bedingungen mit genauer Überlegung und strategischem Geschick.
Insbesondere für Friedensverhandlungen auf Augenhöhe wäre jetzt ein guter Zeitpunkt. Mit Trennungen, mit Neuanfang – der Mars kann die Bedingungen sprengen und darüber nach Neuanfängen streben. Wenn Mars militant ist, kann er Bedingungen diktieren. Sollte es eine Reinszenierung des Infektionsspektakels geben, wird mit Pluto Steinbock das Einsperren wiederholt, sodann der Mars gekapert, der die weiteren Bedingungen setzt.
Tatsächlich geht es aber darum, dem Bedingungsvollen zu entkommen. In erster Linie heißt das: raus aus dem Wenn-dann-Denken. Steinbock ist unsere soziale Prägung, Waage ist bedingungsvolles Denken, das wir uns auch selbst konstruieren: „Wenn ich dieses oder jenes Ziel erreicht habe, dann bin ich glücklich!“ Auch kaum zu glauben, aber mit Waages Bedingungsfreude schaffen wir uns Pseudokausalitäten. Hat man eine Prüfung bestanden, kann das ein Grund zur Freude sein, denn die Zeit des Lernens ist beendet. Vielleicht fühlt man sich danach aber auch nur noch hohl und leer, weil der Druck weicht und die Erschöpfung spürbar wird. Eine echte Pseudokausalität ist die Sonnenscheinzusage im Falle der Tellerleerung.
Mars in Waage gibt uns jetzt die große Chance, das Wenn-dann-Denken zu sprengen. Es hemmt unsere Handlungsfähigkeit, wenn wir etwas verknüpfen, was nichts miteinander zu tun hat. Sehr beliebt: „Wenn ich das und das tue, dann bin ich frei.“ Doch bedingte Freiheit ist ein Trugschluss. Interessant ist, dass Pseudokausalität auch in die Gesetzgebung eingezogen ist: Der Führerscheinentzug kommt seit 2017 als Alternative zur Freiheitsstrafe vor allem bei Personen in Betracht, „für die eine Geldstrafe kein fühlbares Übel darstellt“, wurde befunden.
Viele Menschen mit Jungfrau-Waage-Betonung fühlen sich verpflichtet, täglich erst mal alles abzuarbeiten und alle zufriedenzustellen, um dann Zeit für sich zu haben. Manche verschleißen sich nach diesem Prinzip in jahrzehntelangem Arbeitsleben, immer mit der Mohrrübe vor der Nase, „wenn ich in Rente bin, dann habe ich Zeit für mich“. Es gibt keine Garantie, dass dieser Plan aufgeht! Hier ist neben der Pseudokausalität auch die Verquickung mit der Zeit (Steinbock) enthalten. Zur Polarität Krebs gehört die Gegenwärtigkeit, der aktuelle Moment, das Jetzt – das ist unsere einzige Realität. Mit dem Vertagen auf eine ungewisse Zukunft begeben wir uns ins Durchhalten (Steinbock), das allmählich ins Aushalten kippt, so fallen wir aus der Zeit und in eine Stagnation. Seit 2008 sind wir in einer Art Warten auf Godot gefangen. Und Godot kommt nicht.
Wenigstens kommt nun der Mars daher und will sich befreien. Durch ein Bewusstsein von Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung machen wir jetzt das, was als Impuls in uns auftaucht. Mars kann nur aus der Erfahrung lernen, also muss er agieren. Er nimmt sich die Freiheit, das zu tun, was ihn umtreibt. Damit kommt er in die Selbstverantwortung und ist mit dem Krebs in Harmonie, d.h. er ist innerlich verortet und kann so einen Bezug zum Außen herstellen.
Der Mars ist gerade der Schlüssel zur Befreiung und Venus im Löwen ist der Schlüssel zur Selbstzentrierung. Hier fängt schon eine neue Ära an, denn Venus ist der Herrscher von Mars und Südknoten in der Waage. Sie ist gerade der Punkt, auf dem alles kulminiert. Integrität, Entfaltung und Ausdruck der Persönlichkeit. Das Wichtigste im Prozess ist die Unterscheidung von innen und außen – Venus muss entscheiden, was sie auf sich bezieht und was nicht. Was gehört zu ihr und was nicht. Wenn wir das sauber leben und vollziehen, bekommt Mars die Kraft, sich unabhängig und frei von Bedingungen zu machen, wenn es keine echten, sondern konstruierte Bedingungen sind.
Die Wahrnehmung im Hinblick auf die Waage ist aufgrund ihrer nach außen Gerichtetheit eine große Herausforderung. Hier geht es um Innen und Außen, die eigene Realität und die der anderen. Waage strebt den Vergleich an und kann sich unerlöst darin verlieren. Das kann pathologische, schizophrene Züge annehmen. Dann kann sie nicht klar auseinanderhalten, was zu ihr und was zu den anderen gehört. Deswegen ist es sehr hilfreich, dass Venus sich den ganzen Sommer über (5. Juni bis 9. Oktober) als Gehilfin für diesen Prozess im Löwen aufhält, denn nirgends sonst gelingt die Selbstzentrierung besser, die vor den Wahrnehmungsrisiken der Waage bewahrt. Ein Geschenk des Himmels – normalerweise rauscht Venus in 30-40 Tagen durch ein Zeichen.
Venus Löwe stärkt unsere Integrität in der aktuellen Etappe der Befreiung. Diese hat mit der kardinalen Konstellation definitiv begonnen und wird sich fortsetzen, denn in den kardinalen Zeichen Widder, Krebs, Waage, Steinbock fängt etwas neu an. Mars Waage will in die Harmonie gelangen und wieder wirksam sein. Wir müssen uns auf unser Wollen besinnen, auf die Willenskraft. Mars ist unser Antrieb und der scheint uns im absurden Theater des Warten auf Godot abhanden gekommen zu sein, denn das Kollektiv hängt wie sediert in den Seilen.
Mars ist die archaische Lebenskraft überhaupt, Freiheit ist sein Geburtsrecht. Jetzt gilt es die Qualität eines gesunden Wollens wiederzuentdecken. Wir arbeiten uns heran, wenn wir uns fragen, wo wir uns selbst Bedingungen konstruieren, die keine sind. Darüber kommen wir der Selbstbestimmung näher. Mit Mars setzen wir uns über die Pseudo-Bedingungen hinweg. Mit der Venus achten wir darauf, was zu uns selbst und was nach außen gehört. Das klingt allerdings einfacher als es ist. Das Erfolgsrezept:
Venus hält den Kurs mit der Unterscheidung von innen und außen.
Mars hält den Kurs mit instinktivem Streben nach Erfahrung und Freiheit.
Pluto hält den Kurs mit Fokus und Priorisieren: Was ist mir jetzt wirklich wichtig?
Wenn eine Priorität gesetzt ist, der Fokus darauf gehalten und eine Konsequenz gezogen wird, dann gehört das zum Inneren, Eigenen. Venus sollte sich freimachen von dem, was andere denken könnten. Sie wird im besten Fall kreativ, bleibt aber bei sich und fängt nicht an, die anderen ins Boot zu holen, sich zu vergleichen oder Verantwortung für andere zu übernehmen.
Vor allem beenden wir das Warten auf Godot, mit dessen Eintreffen nicht vor dem St. Nimmerleinstag zu rechnen ist.
So gelingt es, der Freiheit ein Stück näher zu kommen!