
Pluto steht für das wesentliche Thema eines bestimmten Zeitabschnitts und für einen tiefen Wandel. Im Zeichen Wassermann geht es um Transformation: das Umwandeln oder Umgestalten eines bestehenden Systems in einen anderen Zustand. Wassermann ist ein geistiges Zeichen (Luft), dem die höhere Intelligenz und das große Ganze zugeordnet sind. Pluto Wassermann will einen Wandel vollziehen, der die geistige Qualität wieder in unser Leben bringt.
Die Mondknotenachse, die alle 1,5 Jahre die Zeichen wechselt, arbeitet dem evolutionären Impuls – Plutos Wandlungsthema – zu. Sie befindet sich derzeit in Jungfrau/Fische; die Knotenherrscher Merkur (Südknoten) und Neptun (Nordknoten) halten sich im Widder auf. Wir sind auf diese beiden Planeten fokussiert.
Pluto ist so feinstofflich, dass es eine lebendige Kraft in Form von menschlicher Erfahrung und Dynamik braucht, damit sich im echten Leben etwas tut. Diese Kraft repräsentiert die Mondknotenachse, denn der Wandel kann nicht nur auf der feinstofflichen Ebene initiiert werden.
Gegenüber von Pluto Wassermann liegt die Polarität Löwe: Die Wandlungsabsicht für die nächsten 20 Jahre ist die Neuentdeckung der Löwe-Qualitäten wie Zentriertheit, Leichtigkeit, Kraft, unbekümmerte Vitalität, damit das menschliche kreative Wirken wieder zurück auf die Erde kommt.
Mars ist gerade im Löwen unterwegs und als Widder-Herrscher energetisch mit den Planeten ver- bunden, die sich dort befinden. Insofern ist Mars auf mehreren Ebenen von entscheidender Bedeu- tung und sollte sich in unserem Alltag bemerkbar machen. Er herrscht über den Südknoten-Chef Merkur, der ungelöste Jungfrau-Probleme an die Oberfläche bringt. Das heißt, Mars könnte die Krisen der projizierten und verzerrten Scheinrealität verstärken, zum Beispiel durch Größenwahn, der zum unerlösten Löwen gehört.
Mars herrscht auch über Venus und Neptun im Widder und damit über die Lösungsenergie des Nordknotens, die uns Heilung, Frieden und Entwicklung bringen will. Die Fische wollen Klarheit und Wahrheit (siehe April-Vortrag: Nach Wahrheit streben). Wir haben es mit einer unglaublichen Grätsche zu tun: Einerseits gibt es einen Realitätsbegriff, an dem festgehalten wird (Löwe ist ein fixes Zeichen), der aber nur aus Definition und Scheinrealität besteht, und andererseits sind wir aufgefordert, die Scheinrealität durch das Streben nach Wahrheit zu erlösen. Venus ist mit im Boot, es geht also auch um Gefühle, Werte, Existenz, Ressourcen, Gemeinschaft. Damit nimmt die Wahrheitsfindung einen noch größeren Bedeutungsraum ein als bisher.
Die innere Seite der Venus gehört zum Stier, ebenfalls ein fixes Zeichen. Er hält an seinen Werten und bewährten Überlebensstrategien fest, was durchaus von existenzieller Wichtigkeit ist. Insofern kann es zu großer Verunsicherung führen, wenn der Stier bestimmte Werte loslassen soll. Venus wird sich gegen das Wahrheitsstreben und die Infragestellung im Sinne des Neuanfangs wehren. Doch mit Neptun im Widder und dem Fische-Nordknoten könnten wir z.B. völlig neue Heilungsmethoden finden: Wir fangen im Widder mit Versuch und Irrtum an, Neues zu entdecken. Heilung soll den Transformationsprozess (Pluto) und den Wandel unterstützen. Jetzt brauchen wir das Gottvertrauen und Fische-Qualitäten wie Empathie, Respekt vor den Schöpfungsgesetzen und der letztendlichen Wahrheit. Neptun Widder dürfte auch zu einer Neuentdeckung des Christentums führen, das von der säkularen Welt fortlaufend deformiert wird und durch „Ersatzreligionen“ – Ideologien – ausgemerzt werden soll.
Es tobt ein heftiger Kampf zwischen der Aufrechterhaltung des Alten, das Sicherheit zu versprechen scheint, und dem Neuen, das uns Wege zu einem anderen Miteinander eröffnen will. Dabei nimmt der Beharrungskampf bisweilen schon rauschhafte Züge an, um die Neptun-seitig vorgegebene Desillusionierung nicht ertragen zu müssen, die eine Realität zeigt, die anders sein dürfte als das, was wir darüber gelernt haben. Das könnte am übertreibungsfreudigen Jupiter im Zwilling liegen, der in der Mitte der Mondknotenachse steht, am 15. Mai sogar ganz exakt. Ihm sind das anerkannte Narrativ sowie Ideologie und Interpretation zugeordnet. Wer sich darüber freuen kann, dass das eigene Weltbild zerbröselt, was immer der Horizonterweiterung dient, ist gut aufgestellt.
Widder möchte die Macht, Kontrolle und Selbstbestimmung behalten. Doch mit Merkur kommt die Realität ins Leben. Es werden Aspekte angemahnt, die das Festhalten am ‚Bewährten‘ im Hinblick auf die Macht erschweren. Kürzlich brach beispielhaft die Realität eines großen Stromausfalls über uns herein (Spanien/Portugal). Widder lernt durch Erfahrung, d.h. er muss die wahre Wirklichkeit erleben. In diese feurige Dynamik kippt der Mars im Löwen auch noch Öl – das Festhalten an bis- herigen Definitionen wird mit Größenwahn inszeniert. Löwe ist der höchste Punkt der Subjektivität und in der Projektion (Mars) des Subjektiven verweigert sich so mancher einer anderen Sichtweise.
Das Beharren auf das Ureigene steht allerdings in völligem Gegensatz zum Aufruf des Fische- Nordknotens: „Schwing doch mal mit, hab Vertrauen, lass los. Wenn die Strukturen sich auflösen, ist das nicht schlimm, es werden neue kommen!“ Alles hat seinen höheren Sinn; was jetzt entfernt wird, sind nur Übertreibungen, Scheinrealitäten und sonstige Dinge, die keinen Bestand haben. Dies ist ein guter Moment, sich von Ballast zu trennen.
Die emotionale Sicherheit macht sich oft an Überzeugungen fest, wir identifizieren uns mit dem, was wir als „wahr“ erleben. Jupiter Zwilling hinterfragt diese Wahrheiten. Auf welche Seite stellt man sich jetzt? Ist die Courage vorhanden, alles zu hinterfragen, ggf. loszulassen und sich auf den Neuanfang einzuschwingen? Hilfreich sind bei diesem Gang ins Ungewisse die Erfahrungen, die wir machen, wenn wir uns versuchsweise auf das Neue einlassen, auf Stimmigkeit, Wahrheit, Mitgefühl.
Merkur wird am 10. Mai in den Stier wechseln und trifft dort am 25. Mai den unberechenbaren Uranus, der gern gegen erstarrte Strukturen rebelliert. Es ist mit dem einen oder anderen Schabernack zu rechnen, der uns öffnen soll für die Heilung, die Neuausrichtung im Sinne der Schöpfung.
Wie lernen wir Vertrauen? In den Fischen wird ein Zustand der Ungewissheit geschaffen, eine Art Vakuum. In diesem Auflösungszustand sollen wir zu uns selbst kommen. Da alle Sicherheiten entzogen sind, bleibt uns nur das Vertrauen. Wir werden auf die Gegenwärtigkeit fokussiert, da wir nicht wissen, was übermorgen passiert. Neptun trägt uns und führt uns zu etwas, was wir uns vielleicht aus tiefster Seele gewünscht haben. Es ist eine große Herausforderung, sich darauf einzulassen, wenn gleichzeitig die Knotenherrscher und die Venus im Widder stehen, der keinen Kontrollverlust will und darauf besteht, alles in der Hand zu haben, weil sonst der Untergang droht. Was für eine Paradoxie!
Dazu gesellen sich dann mit Jupiter Zwilling noch Glauben, Narrativ und Ideologie sowie Interpretation. Selbstverständlich kann man der größenwahnsinnigen Propaganda glauben, dass Russland nur spärlich mit vorsintflutlicher Militärtechnik (Merkur Widder) ausgestattet ist. Wenn wir auf dieser Grundlage ein Unternehmen Barbarossa wiederholen, wird uns die Realität um die Ohren fliegen.
In der Tat mutet die Situation wie ein Endkampf an, ein letztes Aufbäumen zum Bewahren der Ideologie, des Narrativs und der alten Ordnung, die längst ausgedient hat, denn Saturn wechselt am 25. Mai ebenfalls in den Widder. Entsprechende Inszenierungen (Mars Löwe) sind zu erwarten.
Im Persönlichen ist das Ressourcen-Thema am Wichtigsten: Jetzt braucht es Mut, um brachliegende Fähigkeiten und Potenziale zu aktivieren, die aufgrund von Sicherheitsbedürfnissen oder wegen einer Überlebensstrategie noch nicht zum Tragen gekommen sind. Man hat sich einfach nicht getraut, den bisherigen Rahmen zu verlassen. Diese Zeit ist ideal, um sich von sicheren Arealen zu verabschieden, wenn die Tätigkeit dort nicht fördernd und fordernd ist. Die Strukturen lösen sich sowieso auf. Dieser Moment der Freiheit lässt sich nutzen, um seine ganze Kraft neu auszurichten. Es lohnt sich zu prüfen, wo man der Sicherheit zu viel von den eigenen Potenzialen geopfert hat. Jeder sollte sich fragen: „Für wen und was, für welchen höheren Sinn möchte ich meine Kraft und meine Fähigkeiten einsetzen? Zu welchen Opfern bin ich bereit?“
Rilke hat die Möglichkeiten dieser Konstellation in einem Satz zusammengefasst: „Man muss die äußerste Möglichkeit, die man in sich trägt, zum Maßstab seines Lebens machen.“