Vortrag 1. April 2019


Geduld mit dem Ungelösten im Herzen 

Steinbock steht für unser irdisches Raum-Zeit-Kontinuum, für jede vergängliche Form und Struktur aus verdichteter Materie. Wenn Steinbock das Gefäß ist, kommt es natürlich darauf an, welche Art von Wasser darin enthalten ist. Dafür könnte man den gegenüberliegenden Krebs verantwortlich machen, denn Krebs/Mond repräsentieren das Ego, das Bewusstsein, das uns durchströmt - unsere Identität, die wir für dieses Leben brauchen. Das Ego wurde von unserer Seele (Skorpion) erschaffen und ist gewissermaßen ein Abgesandter oder Spiegel der Seele. Somit ist das Ego der bewusste Aspekt unserer Seele. 

Alles was mit Bewusstsein zu tun hat, wird dem Wasserelement, dem Fließenden und Schöpferischen zugeordnet. Unser körperlicher Wasserhaushalt ist im Moment sehr wichtig. Alle Schleimhäute und Drüsen sind stark betroffen. Wichtig ist ausreichende Flüssigkeitszufuhr! 

Steinbock steht für die Struktur unseres Bewusstseins, Krebs ist das Bewusstsein an sich. Vom Steinbock her versuchen wir, das Bewusstsein zu ordnen indem wir beispielsweise Prioritäten setzen. Befinden wir uns im Krebs-Archetyp sind wir in der Gegenwärtigkeit zuhause, in der in jedem Moment jeder Aspekt des Lebens enthalten ist. 

Da der Nordknoten gerade den Krebs transitiert, ist es ratsam sich um das innere Zuhause zu kümmern. Hierbei geht es um Klarheit und Wahrhaftigkeit in Bezug auf unsere persönliche Vergangenheit, die eigene Biografie. Im besten Fall lässt sich Reinheit und Frieden in unseren inneren Raum herstellen. Dieser Zustand, und im Sinn des Krebs handelt es sich immer um Zustände, die von ihrer Dauer unbestimmt sind, ist die Grundvoraussetzung für die Annahme der Realität.

Solange Schuldzuweisungen in der inneren Auseinandersetzung mit sich selbst dominieren, herrscht ein emotionales Aufgewühltsein. Es ist, wie ein Pendel, das hin und her schwankt, die Mitte jedoch nicht findet.  Der Südmondknoten mit Pluto und Saturn zusammen im Steinbock verursacht gegenwärtig in der inneren Reflexion solange für emotionale Pendelschläge, bis wir uns klar positioniert haben.

Pluto Konjunktion Südknoten 

Genau genommen hat es einen Stichtag für diese Entscheidung der persönlichen Positionierung gegeben. Aus astrologischer Sicht fand diese in der Nacht zum 29. März 2019 statt, weil es hier zum Treffen von Pluto und  dem südlichen Mondknoten kam. Auf der kollektiven Ebene wäre das in der Tat der perfekte Tag für den Brexit gewesen! Die britische Monarchie ist ja überaus steinbocklastig. 

Saturn, Pluto und Südknoten formieren sich nun in einem kardinal nach Sicherheit strebenden Verbund. Pluto will über das Alte und Vertraute Sicherheit herstellen, wir sind nun mal Gewohnheitstiere. Der maximale Ohnmachts- Pluto-Zustand gleicht einer Wahl zwischen Pest und Cholera, aus dem nur die Metamorphose heraushilft, die Entwicklung über die eigenen Grenzen hinaus. 

Pluto mit dem Südknoten ist auch ein Faktor für die vorherrschende Tendenz, die Gegenwartsprobleme mit einer bewährten Strategie zu lösen. So gibt es zwei Möglichkeiten den Wandel herbei zu führen. Entweder führen die alten Strategien in eine tief vergangene Situation, oder sie werden ausgehebelt und funktionieren so nicht mehr. Das hätte zur Folge, dass etwas Brandneues entstehen müsste. Dann wollte das Steinbock-Planen und -Priorisieren von einem anderen Standpunkt aus gedacht werden. 

Das letztere Szenario ist sicher sehr herausfordernd und bringt uns an die Grenzen, weil hier keine Sicherheiten bestehen. Im Pluto liegt jedoch der tiefste Punkt der Sicherheit, denn in der Seele, unserem Daseinsgrund ist auch die älteste Gewohnheit verwurzelt. Alles Bekannte und Gewohnte verspricht Sicherheit. So sind die forcierenden Kräfte momentan enorm, man möchte eine Normalität im Leben erschaffen, die als Bollwerk gegenüber den Auflösungstendenzen des Neptun-Fische schützt. 

Ein weiteres Argument für das Nichtgelingen der festhaltenden, rückwärtsgewandten Kräfte ist der Zeichenwechsel von Uranus im Stier. Hier ist ein Prozess angezeigt der sich auf die Besinnung wahrer geistiger Werte bezieht. Es geht hier um den nicht materiellen Aspekt des Stiers, also Werte, die mit der Schöpfung verbunden sind, wie beispielsweise Empathie und bedingungslose Liebe. 

Nach dieser Pluto-Konjunktion mit dem Südknoten wird Saturn den ganzen Sommer über aufgrund seiner Rückläufigkeit mit dem Südknoten zusammen wandern. Was sagt uns diese Langzeit- Konjunktion von Saturn und Südknoten? Es muss ungeheuer wichtig sein, sich wieder an naturgesetzlichen Gesetzmäßigkeiten und Grundregeln zu orientieren. Alle Archetypen des Tierkreises befinden sich in der Paradoxie, sie sind verzerrt durch Pluto Steinbock. Sein Treffen mit dem Südknoten setzt eine Entwicklung in Gang, die den Steinbock erlösen und die Archetypen wieder entzerren will. Der Steinbock repräsentiert unsere Basis, unsere Lebenswelt, Materie bis hin zu unserem körperlichen Dasein. Mit dem Südknoten sollen alte Geschichten geklärt und in die richtige Ordnung gebracht werden. Das heißt – zurück zur naturgegebenen Polarität! Mann – Frau, schwarz – weiß, Ost – West etc. Die von manchen Kräften avisierte unipolare Weltordnung widerspricht den Lebensgesetzen von Raum und Zeit auf diesem Planeten. 

Vor 30 Jahren erlebten wir die Wende – mit Saturn, Uranus, Neptun im Steinbock löste sich die erstarrte Polarisation von Ost und West (Kalter Krieg) auf. Steinbock an sich ist schon hart wie eine feste Mauer. Damals hatte Saturn noch den Neptun dabei – Wasser ist das stärkste Element. Es kam zur Auflösung der Grenzen und Blockstrukturen. Wurde diese systemische Härte, die im Osten sehr ausgeprägt war, womöglich in den Westen verschoben? Müssen wir feststellen, dass unsere derzeitige Härte und Unterdrückung sich mit Pluto Steinbock etabliert hat, dass wir nun mit diesem Thema konfrontiert sind? Hat diese Verlagerung in der Paradoxie der verzerrten Zeichen stattgefunden? Jetzt haben wir die Gelegenheit, uns auf unsere wahren Gesetze zu besinnen und im Sinne des Erdelements ganz von unten wieder aufzubauen. 

Hierbei dient der Nordknoten als Lösungorientierung – wir brauchen die Wahrheit, um wieder zum Einklang mit allem zu finden. Von der Biografie her wissen wir, dass unser Fundament wackelt, solange wir nicht die Wahrheit gefunden haben. Deswegen wird das große Geschehen nun von Uranus Stier begleitet. Mit Ehrlichkeit und reiner Absicht können wir mit Uranus Stier eine Position im Hochsitz einnehmen und einen distanzierten Blick auf die größeren Zusammenhänge werfen. Wir sehen, wie diese Saturn-Südknoten-Zeit zur Besinnung auf wahre Gesetze und Ordnung führt, damit sich alles wieder entzerren kann. 

Bleierne Zeit voraus 

Saturn ist kein Bruder Leichtfuß, der Sommer wird beschwerlich sein. 2019 ist das entscheidende Vorbereitungsjahr auf 2020, in dem drei Zyklen neu beginnen, z.B. bekommt der Wirtschaftszyklus Jupiter-Saturn eine ganz neue Qualität, er wird für die nächsten 200 Jahre vom Luftelement geprägt sein. Kräfte werden sichtbar, in denen die Möglichkeiten für einen kompletten Umbau der Gesellschaft und der systemischen Erneuerung liegen. In dieser saturnisch geprägten Zeit müssen wir uns Zeit für den inneren Rückzug nehmen, ernsthaft reflektieren und nachdenken. Der Südknoten fordert uns auf, über die Bedeutung der Säulen, die wir in die Erde gerammt haben, zu sinnieren. Durch das innere Ordnen erkennen wir, welcher Baustein jetzt der sinnvollste für das Fundament ist. 

Dieses Gedicht von Rilke beschreibt die Stimmung sehr gut:

Über die Geduld 

Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen, die tief von innen kommt 

und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann, alles ist austragen – und
dann gebären ... 

Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht, ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte. 

Er kommt doch!
Aber er kommt nur zu den Geduldigen, die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit ... 

Man muss Geduld haben
Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben, wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. 

Es handelt sich darum, alles zu leben. Wenn man die Fragen lebt,
lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken, 

eines fremden Tages
in die Antworten hinein. 

Rainer Maria Rilke (1875 – 1926) 

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